Sonntag, 24. April 2016

REZENSION "Der Cowboy - Dangerous Love" von Moni Kaspers

Leseprobe
Als Vivi und Lisa in einer Bar von zwei Männern angesprochen werden, halten sie es für einen netten Flirt, doch jäh wandeln sich Urlaubsfreude und Vergnügen in einen Albtraum. Es sind Mädchenhändler, die sie mit K.-o.-Tropfen in ihre Gewalt bringen. Vivian kommt schwer verletzt allein in einem dunklen Keller zu sich. Kurz bevor sie erneut das Bewusstsein verliert, dringt ein Unbekannter in den Keller ein. Ein rettender Engel mit Cowboyhut hebt sie in seine starken Arme und entschwindet unerkannt in der Nacht.
Alles, an was sie sich später erinnert, sind die honigfarbenen Sprenkel in seinen grüngelben Augen. Wer ist ihr mysteriöser Retter? Viel mehr quält sie jedoch die Frage, ob sie ihre Schwester jemals wiedersehen wird?

Seitenanzahl: 195
Preis: 10,99 EUR
ISBN: 978-9963533428
Verlag: bookshouse


Cover:

Ein Cover das mich sofort neugierig auf den Inhalt gemacht hat. Ein in wunderschöne Farben getränkter Himmel, in dessen Vordergrund die Silhouette eines Paares steht. Die Mimik lässt die Gefühle der zwei erahnen, während die Körpersprache ihr innerstes offenbart. Gleich zwei Highlights - in Form des Motorrads und der schwungvollen Schrift des Buchtitels - runden dieses Cover in meinen Augen perfekt ab. Ein absoluter Blickfang, in dessen Innerem eine wundervolle Geschichte verborgen liegt.


Meinung:

Mit Vivi und dem Cowboy kollidieren zwei verschiedene Welten miteinander. Sie ist knapp der Hölle entkommen und wieder bei ihren Eltern zu Hause. Doch genießen kann sie ihre neu gewonnene Freiheit nicht, denn sie weiß, dass ihre kleine Schwester noch irgendwo da draußen ist und tag täglich, Qualen zu erleiden hat. Sie tritt erneut die Reise zu dem Ort an, an dem alles begonnen hat und begibt sich abermals, und dieses mal bewusst, in die Hände der Mädchenhändler. 


Mit dem Ziel vor Augen, ihre Schwester Lisa zu retten, haben Verbissenheit und Ehrgeiz ihre Angst immer weiter in den Schatten gestellt. Für ein Mitglied ihrer Familie, riskiert sie jeden Tag aufs Neue, ihre eigene Unversehrtheit. Ein mutiger Schritt, der dem Cowboy Respekt abverlangt. Er rettet sie, versucht sie erneut aus der Gefahrenzone zu bringen, doch er weiß, sie ist niemand der aufgibt, bevor sie ihr Ziel erreicht hat. Ihm bleiben nur zwei Möglichkeiten, entweder lässt er sie alleine diesen uneinschätzbaren Weg gehen, der voller Gefahren steckt, oder er riskiert alles was er sich bisher aufgebaut hat, um an ihrer Seite zu kämpfen.


>>Du wirst dich wie mein Schatten verhalten. Demütig. Und du wirst kein Wort sagen, es sei denn, ich wünsche es.<< >>O mein Gott.<< >>Das war nicht gewünscht.<<

In den Clubs erhalten Loyalität und Ehrgefühl eine ganz neue Bedeutung. Bereits viele Jahre hat der Cowboy in der Szene verbracht und darüber vergessen, wie wichtig Familie eigentlich ist. Er beginnt etwas zu vermissen, dem er selber den Rücken zugekehrt hat. Vivis mutiger Schritt, ihr Leben immer wieder für ihre Schwester zu riskieren, öffnet ihm die Augen, für die wirklich wichtigen Dinge im Leben. Eine Erkenntnis die er froh ist gewonnen zu haben, dennoch weiß er, dass seine und Vivis Welt grundverschieden sind und diese zusammenzuführen, scheint in seinen Augen unmöglich.

>>Entweder spielst du meine Sexsklavin, oder du wirst meine Frau.<< >>Was denkst du, ist das kleinere Übel?<< Er lachte lauthals los [...] 

Als er damals zu den Rockern stieß, war der Zusammenhalt ehrlich und wahrhaftig, genau das, was er heute vermisste. Früher standen ganz andere Werte, wie Gemeinschaft im Mittelpunkt. Damals traf man Gleichgesinnte, hatte Spaß, besuchte einander, und es herrschte weitgehend Frieden zwischen allen. Doch die Clubs werden immer größer, Ziele verschieben sich und der positive Effekt dieser Art von Bruderschaft gerät bei vielen in Vergessenheit. Macht, Geld und Einfluss - dort liegen die neuen Prioritäten, mit denen Misstrauen, Neid und Kämpfe einhergehen.

>>Ich habe gerade darüber nachgedacht, dass Abtrünnige wie ich bei Engeln keine Chance haben.<< [...] >>Auch Engel brauchen ihre Chance.<< Er lachte, aber es klang spöttisch. >>Meistens brechen sie sich dabei die Flügel. Das ist nicht richtig, Vivi. Das ist es nicht wert.<< 

Der Cowboy spannt eine Atmosphäre um sich, die ich mit Spannung und Nervenkitzel verfolgt habe. Er ist ein Mann, der nicht vor Gewalt zurück schreckt, unberechenbar und gefühlskalt sein kann. Ebenso zögert er nicht, von einer Waffe Gebrauch zu machen. In seiner Welt ist kein Platz für Respekt und Anerkennung für Frauen, bis Vivi sein Leben von jetzt auf gleich auf den Kopf stellt, denn in ihrer Nähe, ist er nichts von dem.

Er offenbart ihr seine Ansichten und Überzeugungen, mit dem Ziel ihr die Trennung zu erleichtern und sie selbst einen Strich unter ihre gemeinsame Zeit ziehen zu lassen und das zu einem Zeitpunkt, in dem Vivi mehr an ihn glaubt und eine Wärme in ihm sieht, die er selbst noch nicht erfassen kann. 

In einem anderen Leben, Vivian, hätte ich Dich festgehalten. Für immer. 

Sie haben keine Chance. Sie leben auf zwei verschiedenen Kontinenten und in zwei verschiedenen Welten. Zwei Hindernisse, vor denen das Herz jedoch keinen Halt macht. Wie lang kann die Vernunft unterdrücken, was das Herz ersehnt? Eine Entscheidung die es zu treffen gilt, doch kommt diese zur rechten Zeit? Das einzige was ihr nach einem Schusswechsel bleibt, ist seine Kette - blutgetränkt.


Charaktere:

Vivi ist hartnäckig und verbissen. Geprägt von den Ereignissen hat sie mit vielerlei Ängsten zu kämpfen, derer sie sich erhobenen Hauptes entgegen stellt. Sie löst ihre inneren Fesseln nach und nach, und übrig bleiben genau zwei Ziele - Ihre Schwester zu retten und den Cowboy von sich zu überzeugen. Sie hat ihm vor Augen geführt, dass man die Hoffnung niemals aufgeben darf und für das kämpfen soll, was einem wichtig ist. Sie steht ohne Eigennutz für andere ein und beweist das ein um das andere Mal, dass der Glaube an sich und andere, Berge versetzen kann.

Der Cowboy - Er und seine Brüder hatten eine schwere Kindheit, einen Vater der die Arbeit vor die Familie stellte und eine Mutter, die sich genommen hat, was sie wollte. In seinem Leben kam es bisher immer darauf an, der beste Lügner zu sein, der beste Taktiker und der Gerissenste von allen. In Vivis Nähe hingegen, lernt er, worauf es im Leben wirklich ankommt.


Schreibstil:

Moni Kaspers hat mir mit ihrem Cowboy wunderschöne und spannende Lesestunden geschenkt. Eine abenteuerliche Reise, die viele Gefahren verborgen hält und den warmen Kern eines Menschen an die Oberfläche trägt, der sich selbst in einer Gemeinschaft verloren hat, die zu seiner neuen Familie geworden ist.

Mit den Geschwistern Vivi und Lisa ist der Autorin ein eindrucksvolles Duo gelungen, beide besitzen Stärken die sich jedoch auf unterschiedliche Art manifestieren. Vivi kämpft mit ihren Ängsten, stellt sich diesen jedoch ohne große Überlegungen oder Zögern gegenüber, da ihre Angst um ihre Schwester mehr wiegt, als die Angst selbst in Gefahr zu geraten. Lisa hingegen hat eine innere Stärke, die sie nach vorne blicken lässt und das vergangene in den Schatten stellt. Eine Symbolik die mir sehr gut gefallen hat, denn es zeigt, dass Ängste keine Schwächen sind, wenn wir ihnen nicht die Macht geben unser Leben zu beeinflussen. Dass diese Entwicklung Zeit braucht ist mehr als verständlich, doch daran zu arbeiten ist ein mutiger Schritt, der die Stärke eines Menschen hervorhebt und mich bei beiden unheimlich beeindruckt hat.

Ebenso der Cowboy ist ein wundervoll eingeflossenes Mysterium, das sich weiter lichtet. Die Distanz die wir als Leser dadurch erhalten, dass wir ihn als Person noch nicht vollständig ausmachen können, da er sich aufgrund der Situation selbst in einer Ausnahmesituation befindet und wir erst im Verlaufe der Geschichte immer weiter offenbart bekommen, wer hinter dieser Fassade steckt. 

Wir durchlaufen die Geschichte aus der Sichtweise beider Protagonisten, die uns ihre Gefühls- und Gedankenwelt offenbart und umfassende Einblicke in die verschiedenen Welten der zwei greifbar macht. An manchen Stellen hätte ich ein paar zusätzliche Inneneinsichten schön gefunden, beispielsweise, welche Absichten die feindlichen Clubs verfolgen, wie die Eltern der Schwestern auf eine Entwicklung zum Ende der Geschichte reagieren, die wohl bei jedem zu einem inneren Konflikt aus Skepsis und Dankbarkeit geführt hätten. 

Nichts desto trotz war "Der Cowboy - Dangerous Love" eine abenteuerliche Reise, die ich auf jeden Fall wiederholen muss <3


Bewertung:




Zur Autorin:

Ich wurde 1966 in Dortmund geboren, wuchs jedoch in der schönen Stadt Köln am Rhein auf. Die Liebe fand ich nicht in meiner Lieblingsstadt, sondern im Internet und heute lebe ich zurückgezogen mit meinem Mann, vier Katzen und einem Hund im wunderbaren Rheinberg am Niederrhein. Ich liebe es auf dem Motorrad durch die Gegend zu fahren, mir den Wind um die Nase wehen zu lassen, oder einfach nur die Weite der Natur zu genießen.
Die Liebe war schon immer meine Leidenschaft und weil es so schwierig ist, sie zu finden, vertreibt man sich die Zeit damit, romantische Filme anzusehen, oder Liebesromane zu verschlingen. Bis der Zeitpunkt kommt, an dem einem das nicht mehr genügt, man seinen eigenen Film im Kopf sieht und ihn dann zu Papier bringt.
Was im stillen Kämmerlein begann, möchte ich nun einer begeisterten Leserschaft anbieten.



Weitere Bücher der Autorin:
"Tinman"














Danke!

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