Sonntag, 19. Juni 2016

REZENSION "Die Entführung des Kolibris" von Sara-Maria Lukas



Mona trifft ihre Jugendliebe wieder und wird zum Geburtstag eingeladen, um dann schockiert festzustellen, auf einer SM-Party gelandet zu sein. Als auch noch eine masochistisch veranlagte Frau vor Zuschauern ausgepeitscht wird, will sie panisch in die Session platzen, um die Frau zu retten. Leon, einer der beteiligten Männer, groß wie ein Schrank und stark wie ein Bär, hindert sie daran. 
Kurzerhand entführt er sie in sein einsam gelegenes Haus. Mona glaubt, ihr letztes Stündchen habe geschlagen, doch Leon durchschaut sie. Nicht die Session hat sie so verängstigt, sondern die Erregung, die sie beim Zuschauen erfahren hat. 
Er macht es sich zur vergnüglichen Aufgabe, sie in seine Welt des BDSM einzuführen - in eine aufregende, liebevolle und leidenschaftliche Welt, die sich Mona in ihren wildesten Träumen nicht hätte ausmalen können ...


Seitenanzahl: 280
Preis: 12,90 EUR
ISBN: 978-3-86495-215-9
Verlag: Plaisir d'Amour



Ein toller Blickfang, der Sinnlichkeit ausstrahlt. Die schwarze Kleidung der Frau wirkt verrucht, während das weiße Hemd des Mannes, welches offen über seine Schulter fließt, nahezu unschuldig wirkt. Ein Kontrast, der sich, wie ich finde, in der Geschichte wiederspiegelt, denn durch Monas hitziges Temperament entfacht sie Leons Wunsch, sie zu seinem eigen zu machen.



Tim, Leon und Dirk sind drei Männer, deren Präsenz in der Geschichte variieren, dessen Neigungen und Wesenszüge sich dennoch klar heraus kristallisieren. Mona ist ein Wildfang, die von dem männlichen Trio einen Schubs in die richtige Richtung erhält, denn während es für die Männer ersichtlich ist, wonach sich die vorlaute Frau sehnt, müssen ihre temperamentvollen Ausschweifungen erst einmal gezähmt werden, bevor sie bereit ist sich hinzugeben.

Ohne mögliche Folgen meines Handelns zu überdenken, gebe ich ihm einen Stoß und er fällt rücklings in den Heuhaufen. Ich stürze mich kichernd auf ihn, hocke mich über seinen Körper und recke die Faust in die Luft. >>Du bist besiegt, Krieger!<< Er lächelt und legt die Hände um meine Taille. >>Und du bist süß, Kriegerin.<<

Monas forsche und kecke Art, ist eine Herausforderung, derer sich Leon gerne annimmt und ihm gleichzeitig die perfekte Vorlage liefert, sie in seine Welt einzuführen. Da Mona nicht bereit ist, sich ihre devote Ader einzugestehen und aufgrund ihrer Gefühlsaufruhr - da sie das gesehene nicht so recht einzuordnen weiß - verordnen ihr Tim und Leon kurzerhand einen ganz eigenen Urlaub, der sie in andere Himmelssphären katapultiert. Die Konstellation und Ausarbeitung der Männer in dieser Szene war eine interessant zu beobachtende Mischung, denn obwohl ich mir sicher war, dass von ihnen keinerlei Gefahr ausgeht, waren es ihr Selbstvertrauen und das dadurch begründete Erscheinungsbild, welche ebenso wie in Mona, auch in mir Zweifel geweckt und eine durch Angst verursachte Gänsehaut verursacht haben.

Er will seine Arme heben. Sanft erhöhe ich den Druck meiner Hände auf seinen Unterarmen. >>Liegen bleiben, oder muss ich die Manschetten holen, damit du gehorchst?<< >>Du verwechselst da gerade unsere Neigungen.<<

Tim und Leon sind Freunde die einen Lebensstil teilen, diesen jedoch unterschiedlich leben. Auch wenn Mona in den Augen beider Männer eine Frau nach ihrem Geschmack ist, so finde ich es toll, dass keiner von ihnen die gesetzten Grenzen überschreitet. Vertrauen finden wir deshalb nicht nur zwischen Mona und Leon, deren Verbindung über die Beziehung eines BDSM-Paares hinausgeht, sondern auch zwischen den beiden Männern, die sich aufeinander verlassen können.

Leon genießt das ungezügelte Mundwerk von Mona und weiß genau, mit welchen Worten er ihre trotzige Seite hervorlocken kann. Obwohl er Gehorsam verlangt, ist es ihre Art, die ihn fasziniert und dass er sich immer wieder behaupten muss um ihre Gefügigkeit auskosten zu können.

>>Okay, Mona, dann zeig mir deinen Respekt. Geh rein, zieh dich aus und knie dich vor die Couch.<< Ich pruste los. >>Und wovon träumst du nachts?<< 
Die Farben der Ampel sind Monas Sicherheit und Reißleine, die ihrem Vergnügen freie Bahn geben oder jegliche Handlung sofort unterbrechen kann. Drei Farben und eine Regel, an die sich jeder halten muss und eine Grenze die niemand überschreiten darf. Doch wie sieht es aus, wenn verletzter Stolz und Eitelkeit mitspielen. Hier hat die Autorin eine Konfrontation geschaffen, die den Spannungsgehalt der Geschichte hat schlagartig in die Höhe schießen und einmal mehr hat erkennen lassen, dass das Vertrauen in eine Person auch dann noch Bestand hat, wenn jemand anderes, im selben Bereich, seine Macht missbraucht.




Mona wird durch Leon an ihrer Seite freier, offener und selbstbewusster. Seine Liebkosungen bringen ihren Verstand zum Schweigen und öffnen ihr Herz für die Dinge, die auszusprechen gar nicht notwendig sind, da sie Leon mit seinen Blicken und seiner Gestik auf eine Art verdeutlicht, die mehr sagen, als tausend Worte es vermögen.

Leon genießt das auflehnende Verhalten von Mona und liebt es, sie dazu zu bringen, sich ihm freiwillig zu unterwerfen. Er ist vorsichtig und aufmerksam, sieht immer wie sie sich fühlt, schätzt sie richtig ein und würde nie etwas tun, dass ihr schadet. Doch es gibt eine Sache, die er unterschätzt hat und Mona in ernste Gefahr bringt. 



Sara-Maria Lukas hat mit "Die Entführung des Kolibris" einen tollen Auftakt, der prickelnd, leidenschaftlichen "Hard & Heart"-Reihe geschaffen.

Mit ihren Protagonisten bringt die Autorin neben sinnlichen Momenten auch jede Menge Humor und Sarkasmus mit ein, die neben einer unerwarteten Gefahrenquelle für fesselnde Lesestunden sorgen.
Ein besonderes Highlight für mich war die Interaktion zwischen Leon und Mona, denn anders als bei anderen Protagonistinnen diesen Genres, lässt sich ihr Temperament nicht dauerhaft zügeln. Immer wieder muss sich Leon ihr gegenüber behaupten und sich ihre Unterwerfung verdienen, wobei man jedoch deutlich erkennt, dass ihre neckisch angehauchte Art keine aufgesetzte Maske ist, sondern ein besonderer Wesenszug von ihr, der zwar die Führung einer dominanten Hand ersehnt, dennoch aber nicht bereit ist, sich jemandem so einfach hinzugeben. 

Auch Leon weicht hier im positiven Sinne, von dem typischen Bild eines Doms ab, denn obwohl er die führende Hand ist, erlaubt er Mona zwischenzeitlich die Zügel in die Hand zu nehmen und symbolisiert ihr damit gleichzeitig, dass er auf ihr Körpergefühl vertraut und er sie nicht als zerbrechliche Puppe betrachtet. Er achtet ihre Grenzen, ist allerdings bereit, diese unter ihrer Führung gemeinsam zu überschreiten.

Eine Kleinigkeit, die in meinen Augen einen großen Effekt hat, welcher zu der besonderen Atmosphäre im Buch beiträgt, sind die Kosenamen, die sich die Protagonisten gegenseitig gegeben haben. Diese verleihen ihrem Schlagabtausch  zusätzlich eine feurige Note, die immer wieder zu einer hitzigen Diskussion ausartet und durch die Mona, Leon genau dazu bringt ihr zu geben, wonach sie sich sehnt.

Einer toller Roman der mich schon voller Vorfreude auf den zweiten Band blicken lässt.





Zur Autorin:

Sara-Maria Lukas, Jahrgang 1962, sagt "Moin" statt "Guten Tag". Unter dem Pseudonym verbirgt sich eine gebürtige Bremerin, die seit vielen Jahren in einem klitzekleinen Dorf zwischen Elbe und Weser wohnt. Sie liebt das raue Klima der Nordseeküste nicht nur, wenn die Sonne scheint, sondern erst recht bei Sturm und ordentlichem Wellengang. 
Das Schreiben ist seit der Kindheit ihre eine große Passion, das Leben im Einklang mit der Natur die andere. 
Sara-Maria Lukas bezeichnet sich selbst als hoffnungslos naive Romantikerin. Nichts kann sie davon abbringen, an die wahre Liebe, die Macht der gelebten Toleranz und das Gute im Menschen zu glauben. 
In ihren Romanen verknüpft sie auf eine ganz eigene sympathische Weise prickelnde Erotik mit viel Humor, Herzlichkeit und großer Liebe.



Bücher der Reihe:
Hard & Heart

Band 1: "
Die Entführung des Kolibris"
Band 2: "Kein Safeword für die Fledermaus"
Band 3: "Die Zähmung der Haselnuss"
              erscheint im Herbst 2016

Danke!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen