Samstag, 6. August 2016

REZENSION "Das IT-Girl und der Waldschrat" von Jacqueline Greven



Milena ist jung, reich, sexy und als Mitglied der Jetset-Partyszene regelmäßig auf den Titelseiten der Promi-Illustrierten zu finden. Um Abstand von der oberflächlichen Partyszene zu bekommen und um ihr Leben zu überdenken, will sie für ein paar Tage untertauchen. Doch ihr Ausflug endet mit einer bösen Überraschung: Bei einer Rast an einem einsamen See wird ihr Auto mitsamt Gepäck gestohlen und Milena bleibt nass und im Bikini zurück!
Retter in der Not ist der verwitwete Maler Owen, der Milena kurzerhand zu seiner einsamen Ranch mitnimmt, wo er mit seiner kleinen Tochter Emma lebt.
Milena verliebt sich Hals über Kopf in ihren grummeligen Retter, der von ihrer wahren Identität nichts ahnt, sowie in dessen süße Tochter.
Eigentlich will Owen keine Frau - vor allen Dingen kein Partyluder! - in seinem Leben, und so unterdrückt er seine aufkommenden Gefühle für die neue Mitbewohnerin. Aber Emma ist so glücklich und fröhlich in Milenas Gegenwart, wie Owen sie nur selten erlebt hat. So fällt es ihm immer leichter, Milena in sein Herz zu lassen, und das It-Girl und ihr Waldschrat verbringen leidenschaftliche Nächte miteinander.
Doch jedes Paradies birgt auch eine Schlange – in Milenas Paradies ist es die eifersüchtige Alison, die gerne die neue Frau an Owens Seite wäre. Und ausgerechnet Alison ist diejenige, die hinter Milenas Geheimnis kommt und um Owens Abneigung gegen It-Girls weiß …

Seitenanzahl: 297
Preis: 12,90 EUR
ISBN: 978-3-86495-233-3

Verlag: Plaisir d'Amour



Ein toller Blickfang, der zwei Welten durch das junge Pärchen voneinander trennt. Das Leben eines IT-Girls in einer Großstadt und eine abgelegene Ranch, des künstlerisch begabten Owen. Sehr gut zum Ausdruck kommt hier schon die emotionale Bindung der beiden, denn während man Mila ihre Zuneigung ansieht, ist es Owen, der Distanz wahrt und seine Miene keine Gefühlsregung erkennen lässt.



IT-Girl und Waldschrat scheinen zwei sich ausschließende Gegensätze zu sein, denn Milena ist augenscheinliche eine Partymaus, die die Nacht zum Tag macht und Owen, der in sich gekehrte und murrige Eigenbrötler, der nur sehr wenige Menschen in seiner Nähe duldet. Bei beiden Protagonisten wird jedoch schnell ersichtlich, dass der äußerliche Schein im Zusammenspiel mit dem Bild, welches die Presse in der Öffentlichkeit schafft, nicht nur weit hergeholt ist, sondern auch das Verhalten der Menschen beeinflusst und damit nie verarbeitete Ängste wieder zur vollen Größe erwachsen lässt.

Obwohl Mila ein Leben führt, dass mit vielen Vorurteilen belegt ist, ist sie alles andere als oberflächlich oder auf materielle Besitztümer bedacht. Vom IT-Girl hat sie sich zu einer jungen Frau entwickelt, die wirklich erkennt, wie viele Grauzonen ein Leben in der Öffentlichkeit bereithält und was ein Leben fernab wirklich zu bieten hat. Milenas Freund Jonathan ist ein Paradebeispiel, wie sehr einen das Streben nach Erfolg verändert. Er nutzt zwielichtige Aufstiegsmöglichkeiten seiner Karriere als Ausrede für sein Verhalten und überschreitet dabei Grenzen, die Mila dazu bringen ihren Wunsch endlich in die Tat umzusetzen. 


Er wusste nicht, was er ihr dazu sagen konnte. Nur, dass es ihm nicht passte, wenn er gegen seinen Willen unter Leute gezwungen wurde.

Nach einem Unfall fernab eines Wohnorts, begegnet Mila Owen, der nicht nur ihr, sondern auch mich einige Nerven gekostet hat. Er wehrt jegliche Kommunikation ab und ist kein Mann großer Worte. Nur kurzweilig können wir einen Blick auf den Mann erhaschen, den er unter dieser rauen Fassade versteckt hält und immer wenn ihm bewusst wird, dass er tiefere Einblicke zugelassen hat, scheint es, als würden sich seine Mauern noch weiter verdichten. Im Umgang mit seiner Tochter Emma wirkt er teilweise unbedarft, wenn es allerdings um ihr Wohlergehen geht, erkennt man die tiefe Liebe eines Vaters zu seiner Tochter, die er ebenfalls nicht immer nach außen zu tragen weiß. Bei keinem der Charaktere im Buch kann man ein wirklich verbundenes Verhältnis erkennen und man fragt sich, was ist passiert, dass dieser Mann sich emotional so sehr von allem distanziert? Hier kommt auch Alison ins Spiel, eine Frau, die schon seit Jahren einen unfreiwilligen Part in Owens Leben spielt und deren Absichten was Owen angeht deutlich sind, ihre Beziehung zu Emma jedoch immer fragwürdiger erscheint. 

Als mütterlicher Part gelingt es Meredith vielen Situationen die Schwere zu nehmen und Owen einen Schubs in die richtige Richtung zu geben. Sie weiß um seine Abwehr, sein Leben in andere Bahnen zu lenken, schafft es aber durch ihre freundlich und liebevoll bestimmende Art ihn nicht alles durchgehen zu lassen. Ohne sich aufzudrängen zeigt sie ihm so auf unbewusste Weise, dass sie immer für die beiden da ist. Ihre Verbindung zueinander ist für ihn glaube ich auch eine wichtige Stütze, denn sein Part an dem damaligen Vorfall hat für Gerüchte gesorgt, bei denen sich einige Fragen, inwiefern Owen dabei involviert war.



Milena führt ein Leben, das nach außen hin glanzvoll erscheint, jedoch nur auf falsche Werte ausgelegt ist. Sie möchte ihr Leben in neue Bahnen lenken und erhält durch Owen und Emma eine neue Perspektive. Hier heißt es erstmals für sie zu kämpfen und sich von Hürden nicht abschrecken zu lassen. Diese türmen sich gleich in doppelter Hinsicht vor ihr, denn ein Versprechen ihrem Vater gegenüber macht ihre Vergangenheit erneut zur Gegenwart, welche eine Person zu ihren Gunsten nutzt. 

Owen hat sich nach einem damaligen Ereignis vollkommen von der Welt abgekapselt und auch seiner Tochter dadurch einige Freiheiten genommen, die für ein Kind von größerer Bedeutung sind. Milena stellt seine Welt auf den Kopf, weshalb er sich aufgrund seiner überschlagenden Gefühle oftmals überfordert fühlt und seine abwehrende Haltung neue Ausmaße annimmt. Über Jahre hat er sich ein mühsam erworbenes Bild von Stabilität in seinem Leben aufgebaut, welches durch Mila eingerissen wird und in ihm eine unbestimmte Furch weckt. Emmas Herz hat sie schon erobert, doch wie sieht es mit Owen aus? Wird er sich öffnen und Nähe zulassen können oder ist ihr Leben eine für ihn unüberbrückbare Barriere? 



Man kann sich in die Wesenszüge eines Menschen verlieben, doch auch diese können sich auf Dauer ändern, sodass das anfängliche Bild eines lebensfrohen und begeisterungsfähigen Menschen sich letztendlich doch nur als leichtlebig, flatterhaft und vergnügungssüchtig entpuppt. Diese Erfahrung hat Owen schwer getroffen, denn auch er hat sich täuschen lassen und den Unterschied viel zu spät bemerkt. Er lässt sich von seinen Ängsten beherrschen und genau das bringt Jacqueline Greven durch sein Verhalten sehr gut zum Ausdruck. Er ist ein ungewöhnlicher Protagonist, der definitiv aus der Masse hervorsticht und gerade deshalb frischen Wind in ein bekanntes Genre bringt. 

Der Einfluss der Öffentlichkeit und ebenso seine dunkle Facetten, wurden hier sehr gut veranschaulicht. Geblendet von Aufstiegsmöglichkeiten, Ansehen und Ruhm sehen viele Menschen gar nicht, wie viel sie bereits besitzen und das eine Familie und Liebe bei weitem mehr sind, als alles was man mit Geld und Macht jemals erreichen kann. Die fehlende Wertschätzung einer Person, hat dazu beigetragen, dass sich Owen vollkommen zurückgezogen hat und sich dadurch nicht nur selber Steine in den Weg legt, sondern auch zulässt, dass Klatsch und Tratsch weiterhin seine Vorbehalte schüren. Ein Wechselbad der Gefühle tritt daher sowohl auf seiner, als auch auf Milas Seite auf. 

Milena hat mich mit ihrem Wandel beeindruckt, denn obwohl sie ein behütetes und sorgenloses Leben führt, behält sie immer den Fokus für die wichtigen Dinge im Leben. Trotzdem sie aufgrund ihrer Lebensverhältnisse einen holprigen Weg einschlägt, lässt sie sich nicht unterkriegen, als sie vor kleinere Herausforderungen gestellt wird. Zweifel und Ängste sind eine natürlich Reaktion und gewiss nicht verwerflich, viel mehr spricht es für ein gesundes Bewusstsein eines Menschen sich selber zu hinterfragen. Bringt man dennoch den Mut auf, seinen Weg trotz aller Hürden weiter zu gehen, ist das ein bemerkenswerter Schritt, den ich bei Milena nur zu gerne beobachtet habe. 

Alison ist eine skurrile Persönlichkeit, die ich bis zum Ende nie einschätzen konnte. Einerseits ist ihr Verhalten verständlich, andererseits hat sie viel Staub aufgewirbelt und Erwartungen bzw. eine Vermutung in mir geschürt, die leider nicht eingetreten und auch weitergehend nicht aufgelöst wurden. Dennoch ist sie ein Nebencharakter der für ordentlich Zündstoff sorgt und damit zu zahlreichen Spannungsbögen beiträgt.

Owens Tochter Emma ist ein wichtiges Bindeglied zwischen den Protagonisten, das eine vollkommene Funkstille zwischen den beiden nicht zulässt. Die Autorin hat durch sie veranschaulicht, wie sich der Umgang eines Erwachsenen zu dem Kind, auf eben dieses auswirkt, was hier gleichsam zeigt, dass wir als Leser zwar keinen direkten Zugang zu Alisons Gedankenwelt haben, ihr Einfluss auf Emma aber dennoch eine Menge über sie verrät und dadurch Tiefe auf einer besonderen Ebene schafft. 

Eine tolle Geschichte, verbunden mit fesselnden Lesestunden.





Zur Autorin:

Jacqueline Greven, Jahrgang 1965, wurde in der Festspielstadt Bayreuth geboren und zog als junge Frau für etwa 16 Jahre nach Hof. Mittlerweile ist sie mit ihren beiden Töchtern in ihre Heimatstadt zurückgekehrt. 


Schon mit 13 Jahren hatte sie den Wunsch, eines Tages als Schriftstellerin zu arbeiten. Faszinierend an diesem Beruf findet sie, erst während des Schreibens ihre Figuren, deren Persönlichkeit und Entwicklung der Geschichte kennen zu lernen und den Verlauf oft vorher selbst nicht zu wissen.



Jacqueline Greven, Jahrgang 1965, wurde in der Festspielstadt Bayreuth geboren und zog als junge Frau für etwa 16 Jahre nach Hof. Mittlerweile ist sie mit ihren beiden Töchtern in ihre Heimatstadt zurückgekehrt. 
Schon mit 13 Jahren hatte sie den Wunsch, eines Tages als Schriftstellerin zu arbeiten. Faszinierend an diesem Beruf findet sie, erst während des Schreibens ihre Figuren, deren Persönlichkeit und Entwicklung der Geschichte kennen zu lernen und den Verlauf oft vorher selbst nicht zu wissen.
Jacqueline Greven, Jahrgang 1965, wurde in der Festspielstadt Bayreuth geboren und zog als junge Frau für etwa 16 Jahre nach Hof. Mittlerweile ist sie mit ihren beiden Töchtern in ihre Heimatstadt zurückgekehrt. 
Schon mit 13 Jahren hatte sie den Wunsch, eines Tages als Schriftstellerin zu arbeiten. Faszinierend an diesem Beruf findet sie, erst während des Schreibens ihre Figuren, deren Persönlichkeit und Entwicklung der Geschichte kennen zu lernen und den Verlauf oft vorher selbst nicht zu wissen

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