Samstag, 13. August 2016

REZENSION "Perfectly Royal: Eine Liebe gegen jede Regel" von Sandra Baunach




Meldrina, ein kleiner Inselstaat vor der Küste Frankreichs, wird seit jeher von einer einflussreichen Königsfamilie regiert. Als Teil dieser Familie muss sich auch Prinz Thomas den strengen Regeln der Monarchie beugen. Dabei würde er viel lieber rauschende Partys feiern und mit schönen Frauen flirten. Als Thomas jedoch Anna kennenlernt, ändert sich sein Leben schlagartig. Er kann an nichts anderes mehr denken als an sie. Doch eine Beziehung zwischen den beiden scheint unmöglich, denn Anna ist eine Bürgerliche und noch dazu das Kindermädchen der königlichen Familie. Pflichtbewusst ergibt sich Thomas in sein Schicksal und versucht, sich Anna aus dem Kopf zu schlagen. Doch kann der Prinz die Liebe seines Lebens wirklich so einfach vergessen?




Seitenanzahl: 315
Preis: 3,99 EUR
ISBN: 978-3-9581-8101-4
Verlag: Forever Ullstein




Was tun, wenn die Bestimmung eines Menschen, dass Glück zweier Liebenden verhindert?

<<[...] Was ist so schlecht an Traditionen?<<, warf sie ihm seine eigenen Worte zurück. >>Sie engen ein<< [...]

Thomas Großmutter ist eine Patriarchin, die nicht bereit ist, von den königlichen Gepflogenheiten abzurücken. Schon immer war es ihre Lösung, Thomas fortzuschicken, wenn er nicht ihren Erwartungshaltungen nachgekommen ist. Doch mit Anna hat er immer vor Augen, was er mehr als alles andere ersehnt und dennoch nicht haben kann, denn sie ist nur ein Kindermädchen die den gewünschten Wohlstand und Ansehen in den Augen seiner Großmutter missen lässt. Seine Einsätze im Ausland waren Pflichten, dennoch hat er genossen, einer unter vielen zu sein und nicht aus der Masse hervorzustechen. In seinen Einsätzen ist er nicht der Prinz, zu dem die Menschen aufsehen und Erwartungen in ihn setzen. Mit seinen Gefühlen zu Anna konfrontiert, die immer weiter an Intensität gewinnen, macht er sich Annas Impuls zu Eigen - er flüchtet.

>>Idiot<<, zischte Anna. >>Hallo? Ich bin der Kronprinz. Haltung bewahren.<<

Anna ist eine Meisterin der Flucht, so scheint es zumindest, denn Thomas gelingt es nicht ihre Fährte aufzunehmen. Wie also schafft es eine mittellose Frau, die alles zurückgelassen hat, ohne Hinweise in der Versenkung zu verschwinden? Die Antwort ist nahe liegend und Annas Beweggründe selbstlos. 

>>Nein, du erzählst mir ja auch nichts.<< >>Du kannst es googeln.<< Er zuckte mit den Schultern.

Mit Charlotte hätte Thomas die perfekte Frau an seiner Seite, welche auch in den Augen seiner Großmutter akzeptabel wäre, aber sie wäre nicht die richtige für ihn. Obwohl Charlotte nur wenige Passagen erhält, so ist sie eine Frau, vor der ich den Hut ziehe. Auch sie hat Wünsche und Sehnsüchte, stellt diese aber nicht vor die anderer. Sie betrachtet die Geschehnisse aus einem realistischen Blickwinkel und macht sie gerade deshalb liebenswert.

>>[...] Du musst ja nicht sofort Ja sagen. Aber kannst du jetzt schon Nein sagen?<<

Dave ist ein guter Freund von Thomas, der ebenso bodenständig ist. Durch seine Betrachtung hat er Anna einen großen Teil ihrer Angst genommen, denn egal ob man einen Status hat oder nicht, verbergen auch sie eine Vergangenheit, die weniger respekteinflößend und damit viel menschlicher wirken. Sie grübelt lange über die Gegebenheiten nach, anstatt ihrem Herzen nachzugeben, dabei verrennt sie sich und macht einen Rückzieher. Wird Thomas ihr die nötige Zuversicht und Sicherheit schenken können, damit sie nicht die Flucht ergreift, sondern einen Schritt nach vorne wagt?

>>Unfaire Mittel<<, murmelte sie ihm zu. >>Wer hat gesagt, dass ich fair spiele<< [...]

Anna weiß genau was sie will, findet aber nicht den Mut, dazu zu stehen und es einfach durchzuziehen. Mit den richtigen Freunden an ihrer und Thomas Seite, werden allerdings die größten Bedenken beiseite gewischt. Die größte Hürde scheint genommen, doch stellt sich noch die Frage, ist Thomas bereit sich für Anna gegen seine Großmutter aufzulehnen, Regeln zu brechen und sowohl über Grenzen, als auch Traditionen zu gehen? Wie reagiert das Volk auf den Traditionsbruch von Thomas? Und eins ist bald klar, dass Volk hat bereits entschieden!



Anna lässt sich nicht von Thomas früherem Image oder seinem Geständnis beeinflussen, denn sie weiß, jeder hat eine Vergangenheit, wichtig ist die Gegenwart. Sie ist stur und verbissen, doch wenn es um ihr eigenes Glück geht, fehlen ihr diese Charakterstärken. Ist sie trotz aller Hindernisse bereit, den Platz an Thomas Seite einzunehmen und die mit ihm verbundenen Bürden - im Fokus der Öffentlichkeit - zu tragen?

Früher hat Thomas begonnen zu rebellieren, hat gegen Regeln verstoßen und sich gegen die Fesseln der Monarchie gewehrt. Doch trotz allem ist er nicht auch nur einen Schritt zu weit gegangen, bis er in Anna jemanden gefunden hat, wofür es sich zu kämpfen lohnt und Risiken in Kauf zu nehmen.



Sandra Baunach hat mit Anna und Thomas eine bezaubernde Liebesgeschichte geschaffen, die nicht nur Hürden und Tiefen überstanden haben, sondern auch die Zeit überdauert hat. Der Fluchtinstinkt von Anna ist in meinen Augen verständlich, denn wer möchte ständig etwas vor Augen haben, was man doch nicht haben kann? Von Situationen überfordert, bricht sie alle Zelte ab und sucht das Weite und auf dieser Reise trifft sie zwei Menschen die ihr zu wichtigen Freunden werden. Mit der Zeichnung dieser Nebencharaktere ist der Autorin eine besondere Atmosphäre gelungen, denn trotz aller Hindernisse entsteht so ein wichtiger Teil von Geborgenheit und Sicherheit, die auch Anna geerdet haben. Die beiden beeinflussen Anna in ihrer Meinung nicht, geben ihr lediglich Hinweise, von welchen Blickwinkeln man Ereignisse noch betrachten könnte und ob man bereit ist, eine Bürde abzuwehren und sich damit sein größtes Glück zu verwehren. Die Liebe lässt uns über uns selbst hinauswachsen, macht uns selbstlos und genau das vermittelt uns Sandra Baunach in ihrem gefühlvollen Roman.

Die Idee der Geschichte gefällt mir sehr, die Ausarbeitung hingegen hat in meinen Augen, an manchen Stellen nicht das vorhandene Potential ausgeschöpft. Zum einen erfolgt mit den Kapitelwechseln meist ein Zeitsprung von Wochen, Monaten und auch Jahren. Da manche Kapitel nur wenige Seiten beinhalten, haben diese Zeitsprünge doch immer recht "abgehackt" gewirkt, da viel Zeit verstreicht und wir den Werdegang und die Entwicklung in diesen Zeitabschnitten nicht nachvollziehen können. 
Thomas Großmutter hat für einige hitzige Auseinandersetzungen gesorgt. Aufgrund ihrer Äußerungen und dem vertreten ihres Standpunktes haben sich bei mir "Erwartungshaltungen" für den weiteren Verlauf der Geschichte entwickelt, die jedoch keinen Einzug gefunden haben. Dabei scheint sie als Patriarchin nicht gewillt auch nur ein Stück von ihrem Standpunkt abzurücken und auch nicht vor unlauteren Mittel zurück zu schrecken, weshalb das Bild, welches unweigerlich von ihr entsteht, an Vehemenz verliert.
Ein dramatisches Ereignis zum Beginn der Geschichte hingegen hat diese Dramatik missen lassen. Obwohl das Geschehen ohne Frage grausam ist, sind die damit einhergehenden Emotionen nicht auf mich übergesprungen. Auch hier führt der Zeitsprung dazu, dass man als Leser das Gefühl erhält nur kurzweilig einen Blick auf einen wichtigen Moment erleben zu können.

Nichts desto trotz hat mich die Autorin mit ihren Charakteren beeindruckt. Anna und Thomas kämpfen um ihre Liebe, auch wenn manches eher nach einer Flucht aussieht, denn nur wer wirklich liebt, handelt selbstlos. Ihr Weg zueinander bringt tolle Nebencharaktere mit sich, die durch ihre Persönlichkeit und Individualität auszeichnen und auch deshalb, auf jedenfall eine lesenswerte Geschichte.





Zur Autorin:

Sandra Baunach, geboren 1982 in Koblenz, wohnt mit ihrem Mann und ihren zwei Töchtern in der Vordereifel. Schon während der Schulzeit schrieb sie kleine Geschichten, die sie in der Schülerzeitung veröffentlichte. Inzwischen ist sie Erzieherin und leitet eine Kindertagesstätte. Neben dem Schreiben hat sie noch eine zweite Leidenschaft, die Tortenkunst. Wenn sie in ihrer Freizeit nicht gerade Texte verfasst, backt sie leckere Kuchen und kreiert wahre Tortenkunstwerke.



Danke!

1 Kommentar:

  1. Wow, das hört sich nach einer packenden Liebesgeschichte an!Da habe ich wieder ein neues Buch gefunden :-)

    Ich wünsche dir einen entspannten Sonntag!

    Liebe Grüße,

    Mo

    http://mo-schneyder.blogspot.de/

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