Dienstag, 21. März 2017

REZENSION "Entfessle mich!" von Carmen Liebing


Den Fängen ihres gewalttätigen Ehemanns entkommen, beginnt Renée ihr neues Leben als Buchhalterin in einem Nachtclub. Privat geht sie jeder neuen Beziehung aus dem Weg, denn sie hat geschworen, sich nie wieder von einem Mann beherrschen zu lassen.

Bis eine Affäre mit dem smarten, aber dominanten Briten Derek Thornton ihre Schwüre ins Wanken bringt und Renée sich auf erotische Rollenspiele mit dem Investor einlässt.

Doch ein dunkles Geheimnis aus Dereks Vergangenheit ruft alte Feinde auf den Plan, und während er lernen muss, zu seinen Gefühlen zu stehen, zweifelt Renée, ob sie ihm noch wirklich vertrauen kann ...

Seitenanzahl: 362
Preis: 6,99 EUR [E] ; 12,90 EUR [P]
ISBN: 978-3-86495-281-4
Verlag: Plaisir d'Amour



Derek Thornton ist ein Mann, dessen Dominanz ein Teil seiner Persönlichkeit ist, ein Wesenszug den er gerade deshalb nicht nach Bedarf abstellen kann. Renée verspürt ihm gegenüber eine Anziehung, die sie gleichzeitig mit Unsicherheit und Angst erfüllt. Aufgrund ihrer Vorgeschichte ist sie der Meinung, dass ein dominanter Mann seinen Willen durchsetzt, egal ob sein Vorhaben auf Neugier oder Gegenwehr trifft. 

>>Warum überrascht mich Ihre Wahl nicht?<< [...] >>Weil Sie es wussten! Weil nichts so sicher ist wie der Instinkt, die Intuition einer Frau.<<

Der Zweispalt indem sich Renée befindet, ist genauso greifbar und präsent, wie ihre Neugier auf den Mann, der ihre Pläne vollkommen durcheinander bringt. Ihre Furcht wird von schlimmen Erinnerungen genährt, die ihre positiven Gefühle Derek gegenüber überlagern. Nicht nur, dass sich die junge Mutter deshalb selber im Weg steht, sie verlernt darüber hinaus, sich selbst zu erkennen und zu verstehen. Es sind die Erinnerungen, die sie daran hindern ihre Wünsche und Sehnsüchte auszuleben. Sie fesseln sie viel unnachgiebiger, als Derek es je könnte.

Derek zu vertrauen würde der leichtere Teil werden, mir selbst zu vertrauen war wesentlich schwieriger. 

Sowohl Derek als auch Renée werden von dem gewaltgeprägten Schatten ihrer Vergangenheit eingeholt. Während Renée damals diejenige war, die diese am eigenen Leib zu spüren bekommen hat, so war es Derek, der seinen Zorn an anderen ausgelebt hat. Bei einem, Leben die schlechten Erinnerungen wieder auf, beim anderen gewinnt ein abklingender Sturm an Intensität. 

>>[...] Das sichere Wissen um starke Arme, die dich halten, egal was kommt, schenkt dir die Freiheit zu fliegen. Ja, Derek ist ein starker Mann, der dich in deinen schwachen Momenten beschützt und gut aufpasst, dass dir nichts geschieht.<<
Im Konflikt mit ihren eigenen Gefühlen, weiß Renée weder ein noch aus, was ich hier sehr gut nachvollziehen kann. Vor ihrer Vergangenheit geflüchtet, hat es für sie den Anschein, jetzt gefallen in etwas zu finden, was sie nie wieder fühlen wollte. Dabei sind es verschiedene Welten, ob man bewusst in eine neue Welt geführt wird oder ob man einen anderen Willen aufgezwungen bekommt und zu etwas gedrängt wird, was man nicht abwehren kann. Derek handelt ihr gegenüber sehr einfühlsam und mit bedacht, was auch dazu führt, dass sie ihm immer größeren Spielraum gibt. Allerdings ist es ihr nach wie vor nicht möglich, sich vollkommen Fallen zu lassen, dabei hält sie in jeder Sekunde die Zügel in der Hand. Es bedarf nur ein Wort um alles abzubrechen, jedoch Vertrauen und Zeit, um die Vergangenheit aufzuarbeiten.    



Eingeschüchtert aber auch fasziniert, begibt sich Renée in Dereks Metier. Mit der Zeit verschwimmen ihre Grenzen, jedoch nicht ihre Ängste. Sie fürchtet, dass sie sich für Dereks Vorhaben als zu kompliziert erweist, da ihre Eingeständnisse mit Regeln und Tabus behaftet sind. 

Ebenso Dereks Vergangenheit entpuppt sich als Fass ohne Boden, welches schon Jahre zuvor seine Schwachstelle ausgelotet hat. Feeza ist ein entscheidender Teil seiner Vergangenheit. An ihr knüpfen Erinnerungen an einen Derek, der von seinem Vater geprägt, einen falschen Weg eingeschlagen hat. Ein Vorwurf, den nur er sich nicht verzeihen kann, denn Feezas Loyalität für ihren Freund ist grenzenlos, weshalb sie bereit ist, für seine Zukunft zu kämpfen. 



Carmen Liebing hat mit "Entfessle mich" einen spannenden Roman geschrieben, der viel mehr bereithält, als eine Beziehung die aus Dominanz und Unterwerfung besteht. Mit den Protagonisten Derek und Renée bekommen wir eindrucksvoll vor Augen geführt, was es bedeutet, das Vertrauen seines Gegenüber zu gewinnen. Hier gehen beide aufeinander zu. Derek, indem er seine Bedürfnisse zurückstellt um Renée sanft in eine Welt zu führen, die vollkommen anders funktioniert, als sie es sich vorstellt und Renée, indem sie Derek einen Vertrauensvorschuss gibt und bereit ist, ihre Grenzen Stück für Stück auszuweiten.

Was die Autorin hier sehr schön herausgearbeitet hat, ist die emotionale Seite einer Beziehung im Bereich Dominanz und Unterwerfung. Das Wort "Zärtlichkeit" scheint hier fast fehl am Platz und weicht einem kalten Eindruck von Geräten und Schlägen. Mit Derek und Renée wird uns als Leser jedoch deutlich vor Augen geführt, dass diese nur in anderer Form in Erscheinung treten. Derek liest Renées Körpersprache, hält seine Bedürfnisse zurück um sie nicht zu verschrecken, ebenso wie jede prüfende Handbewegung vor Augen führt, dass dieses miteinander noch viel inniger und vertrauensvoller ist, als viele Paare es vermuten würden oder in einer "normalen" Beziehung vielleicht sogar selbst erleben.

Ein fesselnder Pageturner, der mich auf weitere Bücher der Autorin hoffen lässt.  




Über die Autorin:

Die im malerischen Franken lebende Autorin begeisterte sich schon früh für das Schreiben. Aber erst ihre zwei erwachsenen Kinder haben sie dazu ermutigt, den Schritt zum fertigen Buch zu gehen. Ihre Leidenschaft ist die Erschaffung von tiefgründigen Charakteren, die sie mit viel Intensität auf ihrem Weg durch eine Geschichte begleitet.



Danke!


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